Was ist Fotografie?

Es gibt verschiedene Ansichten zur Fotografie. Ich versuche nun meine etwas darzustellen, obwohl die anderen Ansichten sicher nicht schlecht sind. Auf meinen Reisen, mehrheitlich in den Nordländern ist mir aufgefallen, dass die meisten Reisenden gar keine Zeit zum fotografieren haben. Das Reiseprogramm ist so knapp gestaltet, dass für die Fotografie gar keine Zeit mehr übrig bleibt. Dazu möchte ich euch ein kurzes Zitat vorstellen:

„Zum Fotografieren braucht man Zeit. Wer keine Zeit hat, kann ja knipsen.“
Autor unbekannt

Fotografieren ist mehr als nur auf den Auslöser des Fotoapparates (oder noch schlimmer des iPhones) zu drücken. Jeder der nur wenige Minuten oder sogar Sekunden benötigt, um ein Foto zu schiessen, damit er gleich wieder im Auto oder Reisebus verschwinden kann, ist ein Knipser. Ich möchte das nicht abwerten, aber schlussendlich muss jeder selber entscheiden ob er ein schlechtes Foto (oder noch besser ein Selfie) im Facebook posten will und jeden Ort der Welt besucht haben, oder ob er sich mit der Natur, dem Land und der Fotografie auseinandersetzt. Irgendwann geht die Welt in einem Berg von schlechten Fotos unter…

Worum geht es wirklich?
Das Wichtigste ist, dass sich der Fotograf mit dem Objekt auseinandersetzt. Es ist nicht verboten, einen Wasserfall eine halbe Stunde zu besichtigen und zu bestaunen bevor man den Fotoapparat in die Finger nimmt. Zu jedem Foto muss der Fotograf einen Bezug aufbauen damit er sich daran erfreuen kann, ansonsten geht es Ihm nur ums Bluffen. Viele Leute kehren mit einem Berg von Fotos aus den Ferien zurück und wissen eigentlich gar nicht was und wo sie fotografiert haben. Zum Glück können die modernen Kameras GPS Daten aufnehmen, somit kann das Zweite im Nachhinein ausfindig gemacht werden… Ich möchte mich da nicht weiter im Sinn und Unsinn verirren und widme mich lieber der Technik.

Fotoausrüstung

Zum einstieg in dieses schwierige Kapitel gebe ich euch ein weiteres Zitat mit:

„Der Amateur sorgt sich um die richtige Ausrüstung, der Profi sorgt sich ums Geld und der Meister sorgt sich ums Licht.“
Georg IR B.

Wie bereits das Zitat andeutet, kommt es nicht immer nur auf die Ausrüstung an, sondern genau so viel auf die Kreativität, das technische Wissen und die äusseren Bedingungen.
Unsere Gesellschaft ist sehr zwiespältig unterwegs. Auf der einen Seite wird die teuerste und schwerste Ausrüstung gekauft, um dem Statussymbol gerecht zu werden, auf der anderen Seite knipsen wir mit dem iPhone alles was uns vor die Linse kommt… Ich möchte niemanden angreifen der zu viel Geld in der Tasche hat, aber wenn ich zwischen einer teuren Ausrüstung und einer 3-Monatigen Reise wählen könnte, würde ich das Letztere bevorzugen. Ich werde euch in den folgenden Kapiteln zeigen, worauf es wirklich ankommt:

Kaufberatung

Ob eine Systemkamera oder eine Spiegelreflex Kamera gekauft wird hängt vom Einsatzgebiet und der Mobilität ab. Trotzdem sollten folgende Spezifikationen / Funktionen beachtet werden:

  • Sensorgrösse und Pixelgrösse. Nebst der Grösse des Sensors spielt auch die Grösse der Pixels auf das Rauschen eine Rolle
  • Sucher: Digitaler ist verzögert und dunkler, Transparenter Spiegel gibt ca. 1 Blende Verlust oder Spiegel welcher Verwackelungen geben kann (hier muss Live View auch möglich sein).
  • Lichtstarke Objektive mit manueller Scharfstellung müssen im Sortiment sein.
  • Fokussierung: Manuell, Autofokus (Kontrastmessung, Phasenverschiebung) mit Einzel- und kontinuierlichem Autofokus.
  • Verschluss: Zentralverschluss, Schlitzverschluss, Elektronischer Verschluss
  • Speicherkarten: Möglichst verbreitete Speicherkarten (evtl. mit zwei Speicherkartenslots!)

Die Fotokamera

Grundsätzlich sind alle Kameras in den Mobiles oder Tablets unbrauchbar. Obwohl sie sich mit immer höheren Pixelzahlen übertrumpfen, sind natürlich der Sensor und das Objektiv in Extremsituationen unbrauchbar. Viele Kompaktkameras sind von den manuellen Einstellungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt und somit auch eher nur zum Knipsen zu gebrauchen. Nun kommen wir zu den Systemkameras. Was genau sind eigentlich Systemkameras? Systemkameras sind relativ kompakt, können die Objektive wechseln und sind im Leistungsumfang mit den Spiegelreflex Kameras gleichzusetzen. Die Unterschiede werde ich kurz auflisten:

  System-kamera Spiegelreflex-kamera Kommentar
 Grösse mittel gross Je nach Einsatzgebiet kann das Packmass eine Rolle spielen
 Gewicht mittel gross Je nach Einsatzgebiet kann das Gewicht eine Rolle spielen
 Sucher Digital / Spiegellos Analog / Digital Die neuwertigen digitalen Sucher sind so hochwertig, dass sie keinen Nachteil mehr sind
 Objektiv mittel Gross Grosse Objektive sind qualitativ besser, aber auch grösser und schwerer
 Sensor mittel gross Der Hauptvorteil der Spiegelreflex Kameras ist der meist grössere Sensor
 AF Speed mittel / schnell schnell Die Fokusiergeschwindigkeit ist nahezu ähnlich
 ISO-Bereich mittel / gross gross Auch hier sind wir im ähnlichen Bereich
 Blende gut gut Die Lichtstärke des Objektivs hängt mehr von der Bauweise und den Materialien ab als von der Grösse des Objektives
 Zeit schnell schnell Die Belichtungszeiten sind ebenfalls ähnlich

Die Entscheidung ob sie eine Kamera zum reisen (Systemkamera) oder eine für Sportaufnahmen und Nachtaufnahmen (Spiegelreflex) kaufen, liegt nun in Ihrer Hand.

Wichtige Funktionen

Um die Fotokamera flexibel und schnell bedienen zu können sind einige Funktionen und Funktionsräder sehr wichtig. Diese habe ich kurz aufgelistet:

  • Programmrad mit P / A / S / M und 2 – 3 programmierbare Funktionstasten
  • 2 Räder zum schnellen Verstellen der Blende und Zeit
  • Shiftfunktion im P-Modus. Das heisst, es ist möglich im P-Modus direkt Blende oder Zeit zu verändern.
  • AEL Funktionstaste (Belichtungsspeicher)
  • Einfache Einstellung von Weissabgleich, Serienbild und Selbstauslöser (2 Sec / 12 Sec), Belichtungsmessung, Autofokus, Stabilisator ausschaltbar
  • Intervallaufnahmen
  • Rauschunterdrückung ein- und ausschaltbar
  • JPEG und RAW gleichzeitig einschaltbar
  • Sensortyp (CCD, CMOS, Live-MOS)
  • Sensorgrösse (midestens Four-Thirds). Grosser Sensor = kleine Schärfentiefe
  • Pixelzahl: Viele Pixel sind nicht immer nur gut, auch die Pixelgrösse muss beachtet werden (mindestens 3µ, besser grösser!)
  • Objektivqualität: Die Qualität des Objektives muss midestens so gut sein wie die Pixelzahl!

Objektive

Hier gibt es nun eine Vielzahl von Varianten, was die Entscheidung genauso schwierig macht wie der Kauf des Bodys. Welche Objektivtypen gibt es?

  • Weitwinkel
  • Normalobjektiv
  • Teleobjektiv
  • Makroobjektiv
  • Zoomobjektiv
  • Spezialobjektive (z.B. Fischauge)

Je nach Einsatzgebiet müssen diese auf jeden Fotograf speziell ausgewählt werden. Die Zoomobjektive haben den Vorteil, dass die Materialschlacht kleiner wird. Diese haben jedoch den Nachteil, dass sie qualitativ schlechter, weniger lichtstark und meistens keine manuelle Scharfstellung besitzen.

Grundlagen

Die Belichtungszeit

Die Belichtungszeit ist die Dauer, wie lange der Sensor belichtet wird. Das heisst, wie lange Licht auf den Sensor trifft.
Verdoppeln wir die Zeit, trifft doppelt so viel Licht auf den Sensor. Das hat Einfluss auf die weiteren Indikatoren welche später aufgezeigt werden. Kurze Belichtungszeiten ergeben ein total scharfes Bild, benötigen jedoch eine sehr helle Umgebung. Diese kurzen Belichtungszeiten sind wichtig bei schnell bewegenden Objekten. Eine lange Belichtungszeit wird bei schlechten Lichtverhältnissen benötigt oder wenn bewusst ein bewegendes Element verwischt dargestellt werden sollte. Auf solche fotografischen Gestaltungsmöglichkeiten werden wir später genauer eingehen.
Einige Grundregeln werde ich kurz auflisten:

 Sujet / Funktion Definition
 Wackelfrei 1/Brennweite (z.B. mit dem 50er Objektiv 1/50 Sekunden). Diese Faustregel gilt ohne Stabilisator
 Hintergrund verwischen 1/60 Sekunden oder länger (evtl. Serienbild)
 Wasserfall 1/15 Sekunden oder länger

Die Lichtempfindlichkeit des Sensors (ISO)

Mit dem ISO Wert kann die Lichtempfindlichkeit des Sensors gesteuert werden. Je höher der ISO-Wert ist, umso Lichtempfindlicher wird der Sensor. Das hört sich sehr interessant an, hat jedoch einen gravierenden Nachteil. Je empfindlicher der Sensor eingestellt wird, umso mehr Bildrauschen ist auf dem Bild zu sehen. Bildrauschen ist hauptsächlich ein Thermisches Problem. Je länger der Sensor belichtet wird, umso mehr Rauschen entsteht. Dies weil die Fotoelemente auf dem Sensor nicht nur bei Lichteinfall Elektronen freisetzen, sondern auch bei Wärmeeinwirkung. Je länger der Sensor belichtet wird, umso mehr Wärme entsteht. Das Rauschen des Sensors ist eigentlich konstant. Wenn jedoch genügend Licht auf den Sensor fällt, ist das SNR (Signal to Noise Ratio = Verhältnis von der Signalgrösse zum Rauschen) so gut, dass das Rauschen vernachlässigt werden kann. Folgendes Bild zeigt dass das Signal viel grösser ist als die kleinen Wellen (Rauschen):

Wenn jedoch wenig Licht auf den Sensor fällt ist dieses Signal kleiner:

Nun wird das Signal verstärkt bevor es zum AD-Wandler gesendet wird. Leider werden nun auch die Störsignale verstärkt, was zu einem schlechten SNR führt und somit auch zu einem grösseren Qualitätsverlust der Fotos:

Viele Digitalkameras können nicht mehr länger als 30 Minuten belichten weil sonst die Gefahr der Überhitzung des Sensors besteht.

Was kann man dagegen machen?

  • Bessere Optik, damit kürzer und mit tieferen ISO-Werten belichtet werden kann
  • Sensor kühlen (bei tiefer Aussentemperatur erhitzt der Sensor weniger)
  • Viele Fotos mit kurzen Belichtungszeiten und diese anschliessend zusammensetzen (siehe Startrail)
  • Grösserer Sensor mit weniger Pixel (wenn die Dichte der Fotoelemente kleiner ist, erhitzen sie weniger). Dies wird bei den modernen Kameras speziell für Sternenfotos gemacht. Diese Kameras sind jedoch sündhaft teuer und im normalen Einsatz (Tageslicht) nicht wirklich zu gebrauchen.

Aus diesem Grund muss auf eine tiefe Lichtempfindlichkeit geachtet werden. Wenn der ISO-Wert verdoppelt wird (z.B. von 200 auf 400) kann mit der halben Lichtmenge fotografiert werden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wie im obigen Bild ersichtlich ist, sollte standardmässig nicht höher als mit ISO 800 fotografiert werden. Eine Ausnahme wäre die Nacht- und Sternenfotografie.

Die Blende

Nachdem wir die beiden einfachen Parameter Belichtungszeit und ISO kennengelernt haben, kommen wir zu einem etwas komplizierteren Parameter, der Blende. Die Blende wird folgendermassen definiert: f/5.6. Einfachheitshalber wird im normalen Sprachgebrauch nur mit „Blende 5.6“ ausgedrückt. Die Standard Blenden sind wie folgt: 1 / 1.4 / 2 / 2.8 / 4 / 5.6 / 8 / 11 / 16 / 22 / 32 / 45
Dazwischen gibt es natürlich zwischenwerte (halbe Blenden…).

Wie im unten stehenden Bild ersichtlich ist, wird die Blende geschlossen, je höher die Blendenzahl ist.

f/22f/16f/11
f/8f/5.6f/4

Wie kommen diese komischen Zahlen zustande? Die Blende reguliert das Licht, welches auf den Sensor trifft. Je offener die Blende (kleiner Wert) umso mehr Licht trifft auf den Sensor und umgekehrt. Die Blendenzahl (z.B. f/5.6) definiert das Verhältnis des Abstandes zwischen Sensor und Blende zur Grösse der Blendenöffnung. Da das Objektiv und somit auch die Blende rund sind errechnet sich die Fläche wie folgt:


A = π ∗ r2
Also bei einem Blendenabstand zum Sensor von 10mm und einer Blende 5.6 oder 8 ist das wie folgt:
A = π ∗ (10/5.6/2)2 = 20mm2
A = π ∗ (10/8/2)2 = 10mm2
Also wird das einfallende Licht auf den Sensor beim schliessen um eine Blende halbiert.


Eine weitere Eigenschaft der Blende ist, dass je mehr die Blende geschlossen wird, umso grösser wird die Schärfentiefe. Dies wird im Kapitel „Zeitautomatik“ noch genauer beschrieben.

Die Belichtungskorrektur

Mittels Belichtungskorrektur wird die Helligkeit des Bildes verändert. Diese Funktion macht nichts anderes als die Belichtungszeit oder die Blende so anzupassen, dass das Foto über- oder unterbelichtet wird. Dies könnte ganz einfach auch manuell angepasst werden.
Falls diese Funktion benutzt wird, muss beachtet werden, welcher Wert verändert wird. Dies kann je nach gestalterischen Vorstellungen das Bild bedeutend verändern.
Welche Werte werden in welchem Modus angepasst?

  Blende Zeit
 P (Programmautomatik) wird angepasst wird angepasst
 A (Zeitautomatik) – wird angepasst
 S (Blendenautomatik) wird angepasst –
 M (Manuell) – –

Also, immer aufpassen im welchem Modus fotografiert wird!

Um sicher zu gehen, dass richtig belichtet wird, kann eine sogenannte Graukarte angepeilt und die ensprechenden Werte übernommen werden. Dazu ist wichtig, dass mit der Spotmessung auf die Graukarte gemessen wird. Falls eine solche Graukarte nicht vorhanden ist, kann die Handfläche mit +1/2 LW Korrektur gemessen werden.

Folgende generellen Korrekturwerte können auch manuell eingestellt werden:

 Motiv Korrektur
 Schneelandschaft + 2 LW
 Helles Gebäude + 1 1/2 LW
 Portrait mit heller Haut + 1/2 bis 1 LW
 Motiv im Gegenlicht + 1 1/2 bis 2 1/2 LW
 Gebräunte braune Haut +/- 0 LW
 Schwarze Haut – 1 bis 1 1/2 LW
 Schwarze Katze – 2 LW

Die Brennweite

Mit der Brennweite des Objektives kann der Bildausschnitt beliebig gewählt werden. Die modernen Superzooms sind deshalb so beliebt, weil sich der Fotograf nicht mehr bewegen muss. Leider wird dabei die Physik des Objektives nicht mehr beachtet. Ein super Weitwinkel Objektiv hat extreme Verzerrungen an den Ecken, ein Teleobjektiv hat einen viel kürzeren Schärfebereich. Weiter hat die Qualität einen grossen Einfluss auf die Lichtstärke des Objektives. All diese Eigenschaften mögen sich sehr schlecht anhören, haben jedoch zum gestalten eines Fotos extreme Vorteile. Der Fotograf muss sich dessen einfach bewusst sein.

Berechnungen

Was geschieht mit der Belichtungszeit, wenn ich die Blende um einen Standardwert öffne?
Die Folgende Tabelle zeigt auf, wie die verschiedenen Werte aufeinander abgestimmt sind. Je dunkler das Licht wird, umso mehr muss die Blende geöffnet, die Belichtungszeit verlängert und die ISO erhöht werden:

Wenn ich nun einen Wert verändere, was genau passiert mit den anderen Parametern? Genau das zeigt die folgende Grafik auf:

In der ersten Zeile sind die angenommenen Standardwerte für die entsprechende Helligkeit definiert. Sobald ich die Blende öffne, kann ich entweder die Belichtungszeit verkürzen (Beispiel 1) oder die ISO Empfindlichkeit verringern (Beispiel 2).
Genau so habe ich die Möglichkeiten, mit den Werten zu spielen, damit mein Foto meinen Vorstellungen entsprechend aufgenommen wird.
Bitte denkt daran, dass die Erhöhung der ISO Werte nur selten eine Lösung ist, da das Bildrauschen extrem erhöht wird.

Die Farben des Lichts

Die verschiedenen Lichtquellen geben unterschiedliche Lichttemperaturen ab. Um dies auszugleichen, wird dies beim Fotoapparat ausgeglichen. Die modernen Kameras versuchen das mittels automatischem Weissabgleich auszugleichen. Die verschiedenen Lichttemperaturen sind unten grafisch und tabellarisch aufgezeigt.

 Kelvin Natürliche Lichtquelle Künstliche Lichtquelle
 1500  Kerze
 2680  Glühlampe (60 W) aus der guten alten Zeit
 2800  Glühlampe (100 W)
 3200 Sonnenuntergang Halogenlampe
 3500 Morgen- / Abendsonne Fotolampe
 4000 Mondlicht Fluoreszenzleuchte „warmes Licht“
 4500  Fluoreszenzleuchte „Tageslicht“
 5500 Vormittags- / Nachmittagslicht Elektronenblitzgerät
 6000 Mittagslicht 
 6500 Tageslicht, tiefe Schatten 
 7000 Bedeckter Himmel 
 7500 Schatten unter blauem Himmel 
 8000 Nebliges Wetter 
 10000 Blauer Himmel 
 16000 Blauer Himmel im Gebirge 

Obschon die modernen Kameras die Lichtverhältnisse gut erkennen, kann es sein, dass wir die Temperatur anpassen wollen. Wenn wir ein Feuer mit dem entsprechenden Farbabgleich fotografieren (ca. 1500 K), wird es nach meinem Gutdünken viel zu weiss. Ich bevorzuge den orangen Schimmer welcher aufgrund der Farbtemperatur gegeben wird. Also stelle ich den Weissabgleich auf Tageslicht, damit die romantische Stimmung auch im Foto wiedergegeben wird.

Programmmodi

Der Automodus

Beinahe jeder Fotoapparat besitzt einen Automodus. Dieser ist mit einem grünen Knopf oder mit grüner Schrift „AUTO“ gekennzeichnet. Warum auch immer diese Taste grün ist, kann ich mir nicht erklären. Aus meiner Sicht sollte diese Funktion tief rot sein, nach dem Motto „Bitte nicht benutzen“. Warum?
Mit dieser Funktion macht der Fotoapparat alles was er will. Es gibt keinerlei Möglichkeit des Fotografen irgendeinen Einfluss auf das Foto zu nehmen. Ich kann nur durch den Sucher schauen und den Auslöser drücken. Wollen wir das wirklich? Wollen wir uns so von der Technik steuern lassen dass sogar der Blitz und die ISO automatisch eingestellt werden? Ich ganz sicher nicht, nicht einmal für einen Schnappschuss. Diese Funktion ist für all diejenigen die keine Ahnung von fotografieren haben und nie einen Anspruch auf ein gutes Foto besitzen. Zugegeben, auf 1000 Fotos bringt man auch mit dieser Funktion zufälligerweise ein Gutes Bild hin… (nach dem Motto: auch ein Blindes Huhn fidet manchmal ein Korn).
Also, Finger weg von dieser Funktion!

Programmautomatik

Die Programmautomatik regelt grundsätzlich die Blende und Zeit automatisch. Der Rest wie zum Beispiel der Blitz oder der ISO-Wert darf vom Fotografen selber definiert werden.
Grundsätzlich versucht die Automatik einen durchschnittlichen Blenden- und Zeitwert zu definieren (aufgrund des vorhandenen Lichtes) welcher ohne zu verwackeln noch zu fotografieren ist. Standardmässig wird versucht, eine Belichtungszeit von 1/125 oder 1/250 SeKunden zu realisieren und eine Blende um die 8 – 16.
Es ist zu beachten, dass es sich hier immer um einen Durchschnittswert handelt welcher zwar scharfe, aber nicht unbedingt gute Fotos ergibt. Für mich ist das der ideale Schnappschuss Modus.
Viele Kameras bieten im P-Modus eine sogenannte „Shift“ Funktion an. Das heisst, dass mittels drehen am Zeit- / Blendenrad diese Werte angepasst werden können. Das heisst, wenn die Programmautomatik einen Wert 1/160 und f/11 wählt, kann ich mittels drehen am Zeit / Blendenrad den Wert auf 1/40 und f/22 verändern. Somit kann ich ohne grossen Aufwand die Tiefenschärfe verbessen. Damit habe ich den gleichen Einfluss wie bei der Zeitautomatik, wenn ich die Blende auf 22 setze.
So komme ich mit der Programmautomatik sehr schnell auf die gewünschten Werte. Es ist jedoch zu beachten, dass sich der Blendenwert vom obigen Beispiel verändert, sobald sich die Lichtwerte verbessern oder verschlechtern.

Zeitautomatik (A)

Wie es der Name sagt, wird die Belichtungszeit automatisch aufgrund des einfallenden Lichtes, des ISO Wertes und des selbst eingestellten Blendenwertes automatisch eingestellt.
Wozu will ich den Blendenwert selbst bestimmen?
Mit dem Blendenwert bestimme ich die Tiefenschärfe eines Fotos. Das heisst, wenn ich einen hohen Blendenwert (z.B. f/22) also kleine Blendenöffnung wähle, bekomme ich eine grosse Tiefenschärfe. Somit wird der Vordergrund sowie der Hintergrund des Fotos scharf. Dies wird viel bei der Landschaftsfotografie eingesetzt. Umgekehrt bekomme ich eine kleine Tiefenschärfe, also Vorder- und Hintergrund unscharf, wenn ich einen kleinen Blendenwert (z.B. 2.8) einstelle. Dies wird bei der Portraitfotografie oder zum hervorheben eines bestimmten Gegenstandes genutzt.

Blendenautomatik (S)

Im Gegensatz zur Zeitautomatik wird bei der Blendenautomatik die Belichtungszeit selber bestimmt und die Blende entsprechend automatisch gewählt.
Welche gestalterischen Möglichkeiten bietet mir die Blendenautomatik?
Eine lange Belichtungszeit lässt bewegende Motive verschwommen darstellen. Das heisst, ein Wasserfall, ein Sportler, Wolken oder Sterne werden in Bewegungsrichtung verschwommen. Somit kann ich eine Laufbahn des bewegenden Objektes darstellen. Im Extremfall können sich bewegende Touristen vor einem statischen Objekt sogar völlig zum verschwinden gebracht werden. Es braucht jedoch einiges an Vorstellungsvermögen und Erfahrung um einzuschätzen wie schnell sich ein entsprechender Gegenstand bewegt (z.B. ein Läufer oder ein Auto) damit die entsprechende Belichtungszeit eingestellt werden kann.
Im Gegensatz dazu lassen sich bewegende Objekte mit einer kurzen Belichtungszeit regelrecht einfrieren. Alles wird gestochen scharf abgebildet.
Diese gestalterischen Möglichkeiten mit der Blendenautomatik darf nicht unterschätzt werden!

Der manuelle Modus (M)

Im manuellen Modus werden Blende und Zeit vom Fotografen selber definiert. Es muss mittels Belichtungsmessung immer sichergestellt werden, dass das Foto nicht unter- oder überbelichtet wird. Sehr interessant sind die „Live Bulp“ und „Live Time“ Funktionen welche nach der maximalen Belichtungszeit der Kamera (Zeitrad bis ans Ende drehen) zu finden sind. Mit diesen Funktionen kann ein Foto bis zu 30 Minuten oder sogar einer Stunde belichtet werden. Hier ist jedoch das Bildrauschen der Kamera zu beachten.
Der Unterschied zwischen „Live Bulp“ und „Live Time“ ist, dass beim letzteren während der Aufnahme ein Livebild auf dem Monitor zu sehen ist. So hat man etwas Kontrolle wie das Bild belichtet wird. Die Belichtungszeit in beiden Modi wird vom Fotograf durch ein zweites drücken auf den Auslöser bestimmt.
Der Manuelle Modus wird sehr häufig bei langen Belichtungszeiten in der Blauen Stunde und der Nacht benutzt.

High Dynamic Range (HDR)

Bei Sujets mit einem grossen Kontrastumfang kann der Sensor nicht das ganze Spektrum abdeken. Für solche Aufnahmen macht es Sinn, ein HDR Foto zu erstellen. Indem man später siese Fotos zusammensetzt, kann das Kontrasspekturm erhöht werden und die Fotos wirken natürlicher.
Typische Sujets sind z.B sehr helle und sehr dunkle Stellen im Foto. HDR Fotogrfie ist auch sehr gut in der Blauen Stunde oder Nachtaufnahmen (Städte mit Lichter) einzusetzen.
Sinnvoll sind 5-7 Aufnahemen mit 1 LW Sprüngen (Verdoppelung der Zeit). Immer mit Zeitanpassungen arbeiten, auf keinen Fall die ISO oder Blende anpassen.
Zur Kontrolle sollte immer das Histogramm konsultiert werden. Das hellste Foto sollte in den dunkelsten Stellen des Fotos im Histogramm immer noch Zeichnung aufweisen. Der Rest ist natürlich viel zu hell. Das dunkelste Foto sollte in den hellsten Bereichen kein Überstrahlung mehraufweisen, der Rest darf natürlich fast schwarz sein.
Zum zusammensetzen eignen sich folgende Programme:

  • Lightroom
  • Picturenaut
  • SNS HDR Pro
  • Photoshop
  • Traumflieger
  • HDR Efex Pro
  • Photomatix

Panorama

Ein Panorama Foto wird aus mehreren Fotos zusammengesetzt. Dazu sollten die einzelnen Fotos ca. 30% überlagern. Standardmässig bieten die Kamera internen Programme die Panorama Fotos nur Quer an. Da jedoch ein Panorama Foto besser im Hochformat erstellt wird (Zuschnitt bei der Bearbeitung) macht es Sinn, die Panoramas anhand der Grad-Skala am Stativkopf zu erstellen. Folgende Tabelle sollte eine Überblick geben, wie viel pro Fotogedreht werden kann:
Als Basis ist eine Kamera mit dem Four-Thirds Sensor.

BrennweiteBildwinkel hochÜberlappung 30%Überlappung 50%
9mm71.7°50.5°35.9°
12mm56.9°39.8°28.5°
14mm49.8°34.9°24.9°
18mm39.7°27.8°19.9°
22mm32.9°23.0°16.5°
25mm29.2°20.4°14.6°
35mm21.0°14.7°10.5°
50mm14.8°10.4°7.4°
70mm10.6°7.4°5.3°
100mm7.4°5.2° 3.7°
150mm5.0°3.5°2.5°
BrennweiteBildwinkel querÜberlappung 30%Überlappung 50%
9mm87.7°61.4°43.9°
12mm71.6°50.1°35.8°
14mm63.4°44.4°31.7°
18mm51.3°35.9°25.7°
22mm42.9°30.0°21.5°
25mm38.2°26.7°19.1°
35mm27.8°19.5°13.9°
50mm19.6°13.7°9.8°
70mm14.1°9.9°7.1°
100mm9.9°6.9°5.0°
150mm6.6°4.6°3.3°

Alle anderen Programmmodi

Natürlich gibt es noch eine Vielzahl von speziellen Programmfunktionen die dem Fotografen das Leben einfacher machen sollten. Jeder Fotograf der die Technik verstanden hat, lässt sich natürlich nicht von speziellen Programmen der Kamera versklaven.
Alle Einstellungen die ein Programm macht, kann mit dem entsprechenden Wissen selber eingestellt werden, oder es ist eine Mogelpackung (z.B. Farbanpassungen). Der Vorteil vom selber einstellen ist, dass ich weiss was ich mache, was ich von den Programmen nicht behaupten kann.

Was genau macht der Sportmodus?

  • Kurze Belichtungszeit
  • Blende etwas öffnen
  • Die ISO dem Licht entsprechend anpassen

Oder der Landschaftsmodus?

  • Blende schliessen (hohe Tiefenschärfe)
  • Belichtungszeit so, dass ich das Bild nicht verwackle (es kann ja nicht erwartet werden das jemand ein Stativ benutzt!)
  • ISO entsprechend anpassen

Oder Portrait?

  • Blende etwas öffnen, damit der Hintergrund unscharf wird
  • Belichtungszeit so, dass ich das Bild nicht verwackle
  • ISO entsprechend anpassen
  • Evtl. Normalbrennweite einstellen

Wollt Ihr euch wirklich von der Technik versklaven lassen oder lieber selber bestimmen was das Foto hergibt? Ich hoffe die Antwort ist klar. Falls ihr zu den Sklaven gehört, bitte ich euch hier nicht mehr weiter zu lesen und etwas Sinnvolles mit der Zeit anzufangen. Für alle Anderen die kreativ sein wollen, beschreibe ich in den kommenden Abschnitten einige Aufnahmesituationen etwas genauer.

Bildgestaltung

Goldener Schnitt

Um den Hintergrund des Goldenen Schnittes zu verstehen, müssen wir uns zuerst mit den Fibonacci Zahlen beschäftigen.

Leonardo Fibonacci hat das Wachstum der Kaninchenpopulation unter idealen Verhältnissen berechnet. Man kann feststellen dass diese Zahlenfolge sehr häufig in der Natur vorkommt (z.B. Blätter von Blumen, Spiralen der Tannenzapfen…) Die Zahlenfolge sieht wie folgt aus:

1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89…

Diese Folge ist auch bei der goldenen Spirale (Schnecken, Muscheln…) zu finden:

In diese Rechtecke wird nun die Spirale eingezeichent:

Das Ergebnis der Division mit der vorhergehenden Zahl nähert sich (je höher die Zahlen sind) dem goldenen Schnitt an (z.B. 89:55 = 1.6181818).

Nun kommen wir zum Goldenen Schnitt. Der Goldene Schnitt ist ein Verhältnis welches uns als sehr angenehm erscheint.

Als Goldenen Schnitt bezeichnet man das Teilungsverhältnis einer Strecke. Die Strecke teilt sich im Verhältnis von 61,8% zu 38,2% oder die grössere Strecke durch die kleinere im Faktor 1.618033988…

Dieses Verhältnis können wir sogar an unserem eigenen Körper beobachten (z.B. Verhältnis von Unterarm (mit Hand) zu Oberarm…).

Wenn wir nun unser Foto entsprechend aufteilen sieht das wie folgt aus:

Da wir natürlich nicht immer dieses Verhältnis berechnen wollen, gibt es eine Annäherung die für uns besser vorstellbar ist:

Die 2:3 Regel. Das heisst wir teilen das Foto in 1/3 und 2/3 auf:

Wenn wir das nun zusammen vergleichen, gibt es keine grosse Abweichung zwischen den beiden Regeln:

Wenn nun der Horizont oder das Motiv nicht mittig, sondern nach diesen Regeln platziert wird, wirkt das Bild für uns angenehmer und ausgewogener: